In vielen Kulturen gibt es den Glauben, dass man einen Sterbenden nicht beim Namen rufen sollte, da dies seine Seele daran hindern könnte, friedlich ins Jenseits zu gehen. Besonders in asiatischen, afrikanischen und indigenen Traditionen wird oft angenommen, dass der Ruf nach einer Person ihre Seele an die Welt der Lebenden bindet oder sie verwirrt. Manchmal glaubt man auch, dass böse Geister den Namen hören und die Seele in die falsche Richtung führen könnten. In einigen buddhistischen oder taoistischen Lehren heißt es, dass das Aussprechen des Namens den Sterbenden an weltliche Angelegenheiten erinnert und ihm das Loslassen erschwert. Auch im europäischen Volksglauben gibt es ähnliche Vorstellungen – etwa, dass eine Seele ruhelos bleibt, wenn man sie zu sehr ans Leben erinnert. Stattdessen wird empfohlen, sanft mit der Person zu sprechen oder einfach ihre Hand zu halten, um Trost zu spenden. Allerdings gibt es in modernen westlichen Gesellschaften keine solche Regel, und viele Menschen sprechen ganz normal mit Sterbenden, um ihnen das Gefühl von Nähe zu geben. Letztendlich hängt es von persönlichen Überzeugungen, Traditionen und individuellen Erfahrungen ab.